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WER013, November 2014

TOBIAS MEIER & MARC MÉAN
Philippe & Paul



Tobias Meier sax
Marc Méan piano

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Die zwei Klangingenieure

Tobias Meier und Marc Méan - zwei umtriebige Musiker der florierenden Schweizer Jazzszene kanalisieren ihre Innovationskraft in einem Duo, das durch eigenwillige Klangarchitekturen an den Rändern zeitgenössischer Klassik und Jazz besticht. Nebst interessanten Beispielen in der klassischen Musik wird die Duo-Formation Saxophon und Piano oft mit flauschigen Formaten des Smooth Jazz strapaziert. Um eines im voraus klarzustellen: im Duo des Westschweizers Pianisten Marc Méan und des Deutschschweizer Saxophonisten Tobias Meier wird man definitiv nicht totgesülzt. Die beiden über die Jahre in diversen zukunftsweisenden Projekten agierenden Musiker kreieren mit den auf ihren Instrumenten unverkennbaren Stimmen und einer bestechenden klanglichen Prägnanz eine raffinierte und tiefgründige Musik, die mit Idiomen der zeitgenössischen klassischen Musik und des Jazz raffiniert operiert. Das ist keine leichte Kost, doch befriedigt nachhaltig. Die von den beiden virtuosen Instrumentalisten gewobenen musikalischen Texturen faszinieren mit musikalisch irisierenden Changeant-Effekten, die aufgrund einer kompositorisch ausgefeilten reziproken Stimmführung zustande kommen. Die beiden sensibel agierenden Duo Partner entwickeln in einem hochkonzentrierten Interplay einen ganz eigenen, kompakten und doch luftigen Sound, welcher der Dringlichkeit ihrer eigenwilligen Musik bestens ansteht. Ihre temperamentvolle Musik ist stets präzise und doch verspielt. Die strengen Formen der klarstrukturierten Kompositionen werden in einem jazzmässigen Zusammenspiel spielerisch gedehnt und dann wieder fokussiert - eine zwischen Kontraktion und Relaxation oszillierende und pulsierende Musik. Die beiden Klangspezialisten Meier und Méan erweisen sich in den harmonisch und rhythmisch komplexen Kompositionen als variantenreiche Dialogpartner, die mittels teils mikroskopischen klanglichen Nuanzierungen und harmonischen Modulationen eine fein ziselierte Dynamik in ihr musikalisches Gespräch bringen. Tobias Meier, ein kreatives Epizentrum der innovativen Zürcher Jazzszene jüngerer Generation, und der Tastenkünstler Marc Méan schöpfen in diesem temperamentvollen Duo ihre jeweilige ausdifferenzierte Tonsprache aus - mal druckvoll über irisierende Pianocluster gleitend, dann wieder behaucht schnaubend, verschränkt sich die Saxophonstimme mit dem vielschichtigen Timbre von Méans höchst dynamischen Pianospiel.

Ihre Klanggebilde verzichten auf die Wucht des Monumentalen - sie gleichen eher irrlichternden Luftschlösser, die in raumgreifenden musikalischen Landschaften aufscheinen. Hierfür gehen die beiden in jedem einzelnen ihrer Stücke von einer spezifischen, überschaubaren Idee oder Stimmung aus, die zielbewusst fokussiert wird. Im Verzicht auf episch ausladende Spannungsbögen liegt die Konzentration in der Auslotung der jeweiligen Idee. Daraus resultiert ein Effekt, welcher der Philosoph Roland Barthes in einem anderen Kontext der Askese zuschreibt: aus einer Saubohne eine ganze Landschaft herauszulesen. Die aus einem solchen Ansatz resultierende Vielfältigkeit reicht vom minimalistischen Auskosten sublimer Klangmodulationen bis hin zu Experimenten mit fugenartigen Strukturen, indes die kompositorisch strengen Formen der Stücke dem Prinzip der horizontalen Schichtung der Polyphonie folgen. Teils verträumt lose verbunden, dann wiederum, ineinander verzahnt, rasant galoppierend, mäandrieren die beiden Musiker durch die vielgestaltigen Landschaften ihrer abwechslungsreichen Kompositionen. Die kurzgehaltenen Stücke gleichen musikalischen Miniaturen einer spezifischen Idee und haben eine eigenwillige visuelle Qualität, die weit über eine blosse Klangmalerei hinausgeht. Die von Meier und Méan im Duo mit ihrer jeweiligen klanglichen Prägnanz erzeugten Klangbilder erinnern an stereoskopische Ansichten, wo die beiden Bilder sich auch trennen lassen, um dann plötzliche wieder die Tiefe des Raumes wiederzugeben, sobald man sie wiederum auf den Punkt bringt, bzw. sie übereinanderlegt.

Florian Keller, 2014

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Composed by Tobias Meier and Marc Méan. Artwork by Sandra Kühne. C & P 2014, Wide Ear Records. All rights reserved.

Thanks to Affaires Culturelles La Tour-de-Peilz


Contact & Booking:
Tobias Meier / www.tobias-meier.ch/philippepaul.html

Press Reviews:
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All About Jazz (2015)